Unsere Ernährung besteht heute in haarsträubendem Ausmaß aus tierischen Produkten. Für die Produktion von tierischem Eiweiß benötigen wir etwa fünfmal so viel Fläche, wie für die gleiche Menge pflanzlichen Proteins. Angesichts der wachsenden Weltbevölkerung lautet die Frage also nicht mehr, ob wir etwas ändern müssen, um alle satt zu bekommen. Die Frage lautet: Womit? Eine mögliche Antwort gedeiht direkt vor unserer Haustür: die Lupine.

Die Samen der Lupine haben einiges zu bieten: 35 bis 45 Prozent Eiweiß, bis zu 40 Prozent Ballaststoffe und 10 bis 20 Prozent Fett mit reichlich einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Zu Mehl verarbeitet ist die Lupine eine glutenfreieAlternative für Zöliakie-Betroffene. Außerdem soll der Anbau der anspruchslosen Pflanze sehr umweltfreundlich sein. Da fragt man sich doch, warum die mit Erbse und Erdnuss verwandte Pflanze nicht längst ihren Weg in unsere Herzen und Mägen gefunden hat? Ganz einfach: Lupinensamen waren bisher sehr bitter.

Tschüss, Bitterstoffe – hallo, leckere Lupine!

Der aufgehende Stern am Ernährungshimmel heißt Blaue Süßlupine. Forschern ist es gelungen, den unangenehmen Geschmack ihrer Samen zu neutralisieren. Am Ende eines umweltverträglichen Verfahrens steht ein geschmacksneutrales Isolat mit einem Proteinanteil von 90 Prozent in der Trockenmasse. Was macht man daraus? Leckere vegane Lebensmittel natürlich! Würstchen, Geschnetzeltes, Filet, Joghurt und Eiscreme – aus Lupinensamen lassen sich allerlei vegane Alternativen kreieren, die Sie bereits im Biomarkt finden.

Lupine oder Soja – es gibt einen klaren Sieger!

Die Lupine könnte ihrem großen Konkurrenten, der Sojabohne, bald den Rang ablaufen. Denn gleich in mehreren Bereichen hat sie ganz schön die Nase vorn.

  1. Die Lupine ist lebensmitteltechnologisch bearbeitet, jedoch nicht gentechnisch verändert.
  2. Die Lupine ist eine einheimische Pflanze und muss keine lange, klimaschädigende Reise hinter sich bringen.
  3. Die Lupine ist sehr anspruchslos. Ihr liebster Standort sind die sandigen Böden Mecklenburg-Vorpommerns.
  4. Lupinen sind als Zwischenfrucht sehr beliebt. Sie binden Stickstoff im Boden und lockern ihn mit ihrer langen Pfahlwurzel auf.

Der Haken an der Sache: das allergene Potenzial

Neben all den Vorteilen der Lupine mag man kaum an einen Haken denken. Doch leider gibt es ihn und er richtet sich an eine Zielgruppe, die es generell schon nicht leicht hat: die Allergiker. Wer eine Erdnuss-Allergie hat, bei dem ist eine Kreuzreaktion mit der Lupine sehr wahrscheinlich. Auch Hülsenfrucht-Allergiker sollten Vorsicht walten lassen. Es sind sogar Fälle von allergischen Reaktionen bekannt, bei denen zuvor keine Allergie bestand. Das Bundesinstitut für Risikobewertung attestiert der Lupine daher ein besonders allergenes Potenzial.

Kleiner Samen – große Triebkraft

Ihre viel versprechenden ernährungsphysiologischen Eigenschaften geben der Lupine Auftrieb – trotz ihres allergenen Potenzials. Der kleine Samen ist im Begriff, ganz groß herauszukommen. Möglicherweise dient die Lupine nicht nur dazu, die Vielfalt in der veganen Supermarktecke zu vergrößern. Sie hat vielleicht sogar das Potenzial, die Welternährung zu beeinflussen. Ein spannender Gedanke, finden Sie nicht?


Kommentieren

  Keine Kommentare
  • Über den Autor:

    Verena Kovalik VeKo

    Verena Kovalik, seit Juli 2014 zum Team der Keimling Naturkost GmbH zugehörig, lebt und liebt die vegane Rohkost-Küche. Als ausgebildete Redakteurin schafft sie es immer wieder, die vegane Rohkost formvollendet zu definieren, zu beschreiben und selbst für Rohkost-Newbies zugänglich zu machen.